#7 Eigenwahrnehmung und Glück
Wir leben heute in Gesellschaften in höherem Wohlstand als je zuvor. Im Normalfall verbringen wir unser gesamtes Leben in den oberen Schichten der maslowschen Bedürfnispyramide und brauchen uns aufgrund des funktionierenden Sozialsystems und der guten Sicherheitslage in Europa weder Sorgen um die körperlichen Grundbedürfnisse kümmern, noch ist unsere Sicherheit ernsthaft gefährdet (auch wenn uns das oft eingeredet wird).
Auch wenn wir das Großteils längst vergessen haben, ist der Status Quo von Sicherheit, Freiheit, Mitbestimmungsrecht und der Anerkennung der Menschenrechten bei Weitem nicht selbstverständlich und alles andere als weltweit gültig. Vor nicht einmal 2 Generationen war auch bei uns alles anders.
Durch Familien- und Freundesverbände erleben wir auch soziale Beziehungen mehr oder weniger als selbstverständlich. Erst wenn der Verlust eines lieben Menschen unsere Umgebung ereilt, werden wir uns bewußt, dass auch diese Stufe nicht selbstverständlich ist.
Glück und Zufriedenheit hängt offensichtlich nicht ausschließlich von äußeren Faktoren ab. Vielmehr ist das Empfinden von Glück im Allgemeinen ein subjektives Erlebnis und basiert nach Meinung der meisten Menschen auf vielen äußeren (Lebenssituation, Wohlstand, Partner, Beruf, etc.) und wird vielfach als ein punktuelles und flüchtiges Ereignis erlebt.
DAS Hauptproblem scheint jedoch der Vergleich zu sein; der Vergleich mit Idealen und der Vergleich mit anderen. Wobei letzteres noch weiter verschärft wird, indem wir uns grundsätzlich nur mit unserer direkten Umgebung vergleichen. Würden wir uns im Gesamtkontext aller Gesellschaften der Welt vergleichen, hätten wir wenig zu jammern.
Zudem spielt uns unsere Wahrnehmung Streiche.
Wir erleben die Welt nicht wie sie ist, sondern wie wir sind
Es ist vielleicht schwer vorstellbar, aber ALLE Realität (und somit wirklich Alles) entsteht ca. 5cm hinter unseren Augen. Natürlich gibt es allgemein gültige und akzeptierte Maßstäbe, die meist kulturell und/oder religiös bestimmt sind (viele Beispiele wären hier möglich; Schweinefleisch, Essen mit Stäbchen vs. Messer/Gabel, Verbeugung vs. Hände schütteln, etc).
Beispielsweise suchen wir im Universum nach kohlenstoffbasiertem Leben, das Sauerstoff und Wasser benötigt. Wer sagt aber, dass DAS die ausschließliche Definition von Leben ist? Es ist eben auch nur eine Annahme basierend auf den Beobachtungen auf unserem Planeten.
Wenn wir uns nur bewußt machen, wie gering der Anteil des für uns sichtbaren Lichts am gesamten Spektrum ist, muss klar werden: die Welt besteht aus mehr als wir überhaupt mit unseren Sinnesorganen wahrnehmen können.
Die Bilder entstehen erst im Gehirn, nicht im Auge
Zusätzlich deuten und interpretieren wir diesen kleinen Anteil auch noch und setzen ihn ständig in Relation zu unseren persönlichen Erfahrungen und unseren höchstpersönlichen Maßstäben. Wir haben also noch zusätzliche ein „Brille“ auf. Sei es die „rosarote Brille“, die uns alles positiv sehen lässt und Fehler verdeckt. Oder sei es eine Art „extradunkle Brille“, die uns alles und jeden negativ sehen lässt und den kleinsten Fehler als riesengroß und existenzbedrohend einstuft.
Die „Farbe“ dieser „Brille“ wird durch uns selbst bestimmt, obwohl uns das in den seltensten Fällen bewusst ist.
Konservative gesellschaftliche Vorgaben versprechen Ansehen und Sicherheit für all jene, die fleißig arbeiten und „brav“ sind und sich an die gesellschaftlichen Regeln halten. Für sie ist es vollkommen unverständlich, dass Lebenslust, Freiheit und Selbstbestimmung über allem anderen stehen kann.
Persönliche Erfahrungen und Erlebnisse färben zusätzlich die Gläser der Brille. Wir erleben die Welt nicht wie sie ist, sondern wie wir sie sehen. Und genau hier kommt das Bild, das wir von uns selbst haben, ins Spiel. Wir haben ein Rollenbild von uns selbst, das sämtliche Erlebnisse aus der Vergangenheit beinhält.
Das eigentliche Problem dabei ist, dass unser Rollenbild eine sich-selbst-bestätigende Maschine ist: Wir fühlen uns im Recht, da uns diese Maschine ständig Recht gibt! Die Maschine gibt uns aber nur deshalb Recht, weil wir selber anhand unserer Erfahrungen die Maßstäbe festlegen. Verrückt, nicht wahr?
Die Maßstäbe entstehen, indem wir den Durchschnitt durch alle unsere Wahrnehmungen legen…der aufmerksame Leser wird schon bemerkt haben: jede Wahrnehmung ist durch unsere „Brille“ bereits vorgefiltert und bewertet worden.
Es gibt dazu eine schöne Metapher, die ich Euch hier nicht vorenthalten will, weil es sehr gut hilft dieses Phänomen zu verstehen:
Man stelle sich vor, dass das Bewusstsein, durch das wir die Welt wahrnehmen, ein mit Flüssigkeit gefülltes, durchsichtiges Gefäß ist. Alles was wir sehen/hören/fühlen/riechen wird durch diese Flüssigkeit hindurch wahrgenommen und bestimmt somit maßgeblich mit wie wir wie Welt wahrnehmen.
Und jetzt der Clou: Die Flüssigkeit wird ihrerseits wiederrum durch unsere Erlebnisse beeinflusst.
Machen wir eine positive Erfahrung, die uns gut tut, kommt ein Tropfen gelbe Flüssigkeit hinzu. Machen wir hingegen eine negative Erfahrung, kommt ein blauer Tropfen hinzu. Die gesamte Flüssigkeit ist ständig eine Mischung aus beiden Farben.
Das Gute daran: Ein einzelnes schlechtes Erlebnis, färbt keinen Behälter dunkelblau. In Beziehungen kommt uns das zu Gute, weil die Flüssigkeit eben zu Beginn rosarot ist 🙂
Das weitere Gute daran: ein blauer Behälter kann wieder gelb werden, wenn wir ausreichend gelbe Flüssigkeit (=positive Erfahrungen) hinzufügen.
Das Schlechte daran: Wenn wir beispielsweise in einer Beziehung (evtl. unbewusst) monate- oder jahrelang blaue Farbe verschüttet haben, kann der Behälter nicht durch eine gute Tat wieder gelb werden. Es braucht Zeit, Geduld und den Willen den Behälter wieder mit gelber Farbe zu füllen.
Man sieht daraus recht unkompliziert, dass jegliche Wahrnehmung in Relation zum bisher Erlebten gesetzt wird und auf Basis dessen gewertet wird. Das heißt man glaubt, man kenne sich perfekt aus. Man weiß Bescheid. Es ist logisch und wahr, wie man die Dinge sieht.
Aus dieser Beobachtung heraus resultiert auch die Wahrnehmung (=das Rollenbild) von sich selbst.
Wir müssen uns auch von der Vorstellung verabschieden, dass wir die Behälter anderer Menschen ohne großer Anstrengungen und gegen deren Willen umfärben können. Die „Trägheit des Zustands“ verhindert, dass jemand von seiner Rolle entfernt werden will.
Bemerkenswert dabei ist auch, dass ein gelber Tropfen zunächst hellblau wahrgenommen wird, wenn die Flüssigkeit bereits blau vorgefärbt ist. In jedem Lob, Kompliment und positiver Erfahrung wird somit auch etwas Negatives gesucht (und meist aufgrund der perfekt eingespielten sich-selbst-bestätigenden Maschine auch gefunden). Sogar Liebe, die ja eindeutig gelb einzustufen ist, wird demnach basierend auf Erfahrungen und „Wissen“ mit Distanz, Vorsicht und mit Schaffung einer Hintertür empfangen.
Das Glück ist in Dir – es liegt an Dir!
Das Gute daran: Niemand kann Dir Dein Glück nehmen!
Das Ernüchternde daran: niemand kann Dir Glück schenken, geben oder Dich dazu zwingen.
Einzelne äußere Einflüsse können gelbe Tröpfchen ins Gefäß leeren, doch nur Du selbst kannst dein Bewusstsein gelb färben. Darauf zu warten, dass Dich jemand anders glücklich macht scheint also nicht wirklich effizient zu sein.
Inspiration führt zu Begeisterung – Begeisterung ist die Grundlage für Flow
Bis hier hin habt ihr wahrscheinlich nicht wirklich viel Neues erfahren. Vielleicht konnte ich Euch ein paar neue Gedankenansätze liefern, über die ihr bisher noch nicht gestolpert seid. Dieser Beitrag soll aber die Grundlage für eine Reihe an Beiträgen liefern, in denen ihr unsere Sicht über Wege aus dieser Spirale hin zu einem erfüllteren und schöneren Leben erfahren sollt.
Wir denken, dass ein konzentrierter Lifestyle, positiv, psychisch und physisch gesund, aktiv und bewusst gelebt zu stabiler innerer Freude, zu (hoffentlich) besserem Verständnis Euch selbst gegenüber und vor allem Eurer Wahrnehmung führt.
Unser Konzept des bewussten, achtsamen Bewegens in freier Natur in Form des Wanderns versucht all diese Einflüsse und Wahrnehmungen einzubinden und zu berücksichtigen. Wir erachten wahrhaft gefühlten Spaß, Naturerlebnis und körperliche Ertüchtigung als eines der besten und gesündesten Hilfsmittel zu einem erfüllten Leben.
Das Ziel ist möglichst viel der frei einteilbaren Zeit erfüllend und begeistert zu verbringen.
Begeisterung ist der absolute Nicht-Widerstand und führt unserer Ansicht am ehesten zu flow-ähnlichen Zuständen.
Wir freuen uns natürlich über Eure Kommentare, Eure Anregungen und Kritiken und hoffen Euch ein bisschen berührt zu haben.